PRESSETEXT 1

I love my Designers Republic

Das Thema für die erste Publikation in Buchform des schon legendaeren Sheffielder Designstudios Designers Republic koennte nicht abstruser gewaehlt sein: die Baube-schreibung des neuen Handelskammergebaeudes in Ljubljana in Slownien, eine Allerweltsarchitektur aus Beton, Stahl und Glas, der vielleicht Fachleute auf den zweiten Blick eine gewisse Qualitaet zusprechen koennten (Sadar Vuga Architects).
Doch, wenn die richtigen Verpackungskuenstler kommen, kann die urspruenglich geplante Architekturbroschuere zu einem Kultbuch werden – versteckt und eingefaltet in ein posterartiges Blatt gibt es eine monumentale Innenraumaufnahme von Andreas Gursky.

Das Buch ist eines der kontroversesten Produkte, das im Juli weltweit in einem Verlegerpool publiziert wird – ein echtes Crossmedia Phaenomen, auch von der kommerziellen Seite her gesehen: Das Grafikdesign einer Architekturbroschuere wird von einer Internet community aus der Musik- und Videoszene gekauft. Kaum eine Zeile ist ohne Lupe lesbar, geschweige denn der Inhalt zu verstehen. Der Rave des aus der Flyerkultur stammenden Originals scheint – bei ueber 5.000 Vorbestellungen (tatsaechlich!) – weltweit wie ein Kult aufgenommen zu werden. Man versteckt den Inhalt, um über die komplexen Schichten der Optik eine faszinierende Verweildauer des Blicks zu erzeugen gemaess dem Grundsatz der Musikindustrieprofis aus Sheffield, CD Verpackungen so zu gestalten, dass man so lange darauf schaut, wie das darin verpackte Musikstück dauert.

Der grafische Alleingang von Designers Republic, in der eignene Gesetze gelten, dauert schon so lange, wie es ein Interesse an ‘Typography Now’ gibt. Die kulleraeugigen Pueppchen in Ikonenform sind seit 10 Jahren fester Bestandteil der Grafikcharts. Sie nehmen die Optik von Pokémon vorweg und geistern durch Kult-Videospiele und Musik-videos.

Schon die Location, in der Designers Republic heute arbeitet, signalisiert die bewusst verteidigte Sonderstellung. Designers Republic ist nicht nach Soho umgezogen wie die erfolgreichen Kollegen und Imitatoren, sondern werkelt gegenueber dem viktorianischen Bahnhof von Sheffield in einem Neubau, in dem Medienstartups und volkshochschulartige Institutionen untergebracht sind. Von hier aus pflegt man seit Jahren bessere Beziehungen zu Japan als zu London und ruehmt sich, oefters in Japan als in der Graphic-Metropole London zu sein. Die Grenzgaenger fuehlen sich auch der Musikindustrie naeher als der Grafikszene und sind inzwischen weltbekannt als hoch spezialisierte kongeniale Umsetzer von Musikinhalten in visuelle Optik: Cover – Video – Poster. Vielleicht befaehigt gerade diese Erfahrung und Verkaufskunst, aus einem so banalen Gegenstand wie der Handelskammer von Ljubljana ein orakelhaftes Technokunstwerk zu machen.


3D-2D THE DESIGNERS REPUBLIC’S ADVENTURES IN AND OUT OF ARCHITECTURE WITH SADAR VUGA ARHITEKTI AND SPELA MLAKAR, 198 Seiten, 320 x 220 mm (Landscape-Format) ISBN 3-925560-98-X

>www.thedesignersrepublic.com

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